Viele haben von Nitrat im Zusammenhang mit dem Grundwasser und damit auch mit dem Trinkwasser, durch die Berichterstattung in den Medien gehört. Auch der Zusammenhang mit der Massentierhaltung, genauer gesagt mit der Gülle, ist vielen bekannt. In der Presse wurde darüber informiert, dass in Niedersachsen 33% der Wasserproben von Erfolgskontrollmessstellen[1]Der Begriff Erfolgskontrollmessstellen stammt aus dem Messprogramm„Evaluierung von Grundwasserschutzmaßnahmen in Trinkwassergewinnungsgebieten“. Das Messprogramm umfasst derzeit 1.410 … Continue reading im Jahre 2014 Nitratwerte oberhalb des Grenzwertes der Trinkwasserverordnung aufwiesen.
Was Nitrat im Körper bewirkt und wie der Nitratgehalt im Trinkwasser einzuschätzen ist, wurde weniger öffentlich thematisiert.
Chemisch ist Nitrat das negativ geladene Ion ( Summenformel: NO3) der Salpetersäure ( Summenformel: HNO3). Im Wasser kommt Nitrat als Salz vor zusammen mit einem Positiv geladenem Ion. Am häufigsten kommt Nitrat in der Natur zusammen mit Natrium vor, zusammen mit Calcium findet man Nitrat häufig in Kunstdünger. Durch Bakterien entsteht Nitrat auch im Boden aus Ammonium, das wird zuerst in das giftigere Nitrit ( Summenformel: NO2) und danach in Nitrat zersetzt. Ammonium ist z.B. im Harn enthalten, allgemein eine der häufigsten Verbindungen beim Zerfall von Eiweißen.
Allerdings gibt es auch Bakterien, die Nitrat zu Nitrit umwandeln. Diese Bakterien können auch im menschlichen Darm vorkommen. Bei Erwachsenen spricht man dabei von einer entarteten Darmflora, bei Kleinkindern sind diese Bakterien im Darm häufig vorhanden, deshalb gibt es auch staatliche Warnungen nitratbelastetes Leitungswasser, auch innerhalb der Grenzwerte, für Kindernahrung zu verwenden. Durch diese öffentliche Empfehlung hat sich mittlerweile ein Markt für kleinkindgeeignetes Wasser gebildet.
Nitrit reagiert mit dem Hämoglobin in den roten Blutkörperchen, den Erythrozyten, und verhindert die Aufnahme von Sauerstoff. Das kann bei Kleinkindern zur, auch als Blausucht bezeichneten, Zyanose führen.
Das Nitrat aus dem Trinkwasser alleine reicht meist nicht, um tödliche Erkrankungen auszulösen, es addiert sich aber zu Nitratbelastungen aus Gemüsen oder Räucherwaren.
Allerdings – warum sollte man Babys überhaupt schädlichen Stoffen aussetzen?
Neben der direkten toxischen Wirkung von Nitrit, können sich mit zusammen einigen Eiweißen Nitrosamine bilden. Diese gelten als krebserregend. Allerdings ist hier der Einfluss des Trinkwassers eher sekundär, jedenfalls bei Menschen, die Fleisch essen. Verarbeitete Fleischprodukte enthalten Nitrosamine, wenn man diese direkt mit der Nahrung aufnimmt, tragen die im Körper aus dem Nitrat des Trinkwassers nur etwas zur Erhöhung der Menge von Nitrosaminen bei. Wer hier mehr über Nitrosamine wissen möchte, dem sei der Artikel von Dipl. oec. troph.Claudia Weiß empfohlen.
Auch gibt es seit Jahrzehnten Studien[2]Aktuell als Metastudie im Internationalen Journal of Cancer veröffentlicht: Nitrate in drinking water and colorectal cancer risk: A nationwide population‐based cohort study, die einen Zusammenhang zwischen Darmkrebs und Nitrat im Trinkwasser belegen.
Nitrat hat auch eine medizinisch-pharamakologische Anwendung in der Herzmedizin. Nitrate erweitern Venen und können daher durch eine quasi indirekte Wirkung, die Durchblutung des Herzmuskels, aber auch der Lunge und anderer Organe steigern. Bekannt ist die Gabe von Glyceroltrinitrat , besser bekannt als Nitroglycerin bei akuten Herzanfällen (Angina-pectoris).
Am Rande bemerkt: Als trockenes Salz zusammen mit Kalium ist Nitrat ein Bestandteil des Schwarzpulvers.
Referenz
↑1 | Der Begriff Erfolgskontrollmessstellen stammt aus dem Messprogramm„Evaluierung von Grundwasserschutzmaßnahmen in Trinkwassergewinnungsgebieten“. Das Messprogramm umfasst derzeit 1.410 Messstellen, diese sind nicht Teil des GLD-Messnetzes und werden daher im Trinkwasserbericht nur nachrichtlich erwähnt. Dieses Messprogramm wurde in den Trinkwassergewinnungsgebieten der Trinkwasserschutzkooperationen Niedersachsens eingerichtet, um Informationen über die Auswirkung der Grundwasserschutzmaß- nahmen (Freiwillige Vereinbarungen, NAU-Maßnahmen und Wasser- schutzzusatzberatung) zu erhalten. |
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↑2 | Aktuell als Metastudie im Internationalen Journal of Cancer veröffentlicht: Nitrate in drinking water and colorectal cancer risk: A nationwide population‐based cohort study |